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Der weitere Verlauf der Krise

 

Die aktuelle Krise ist eine zwangsläufige Folge des herrschenden Geldsystems. Wer das verstanden hat, dem entblättert sich der weitere Verlauf wie ein offenes Buch. Was auf andere verwirrend und undurchsichtig wirken mag, offenbart sich nun als logische und kein bisschen überraschende Abfolge von Ereignissen – etwa so wie ein Gewittersturm nach einer Reihe heißer Tage, in dem sich die angestaute thermische Energie entlädt.

Zur Erinnerung: Dieses Geldsystem ist so beschaffen, dass neues Geld praktisch nur durch die Aufnahme von Schulden entsteht (sogenanntes „Fiat-Geld“). Da Schulden aber mitsamt Zinsen beglichen werden müssen, das dafür benötigte Geld aber noch gar nicht existiert, müssen immer neue und höhere Schulden aufgenommen werden. Irgendwann sind die angehäuften Schulden dann so exorbitant hoch, dass die Substanzlosigkeit und Falschheit dieses Spieles offenbar wird. Die Folge ist ein Zusammenbruch des gesamten Systems.

Derzeit befinden wir uns am Vorabend dieses Zusammenbruches. Ihn jetzt noch zu verhindern ist geradezu unmöglich – zumal kaum einer derer, die Kraft ihrer gesellschaftlichen Funktion die Möglichkeit hätten, ihn zu verhindern, verstanden zu haben scheint (oder verstehen zu wollen scheint), was vor sich geht. Es ist lediglich eine Frage der Zeit, wann das System kollabiert – und eine Frage des Schadens, den dieser Zusammenbruch verursachen wird.

Der Ablauf:

Zunächst waren es zahlungsunfähige Privatschuldner gewesen, die ihren finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen konnten, etwa Häuslebauer, denen unrealistische Kredite angedreht wurden - aus der Notwendigkeit heraus, das Schuldenkarussell am Laufen zu halten. Um die betroffenen Banken vor Zahlungsausfällen zu retten, und ein Ende des Spieles zu verzögern, sprang der Staat mit Finanzspritzen ungeahnter Höhe ein. Er tat dies wohl auch unter dem Druck eben dieser Banken, die sich kurzerhand für „systemrelevant“ erklärten. Dies völlig zu Recht übrigens: Banken und ihr Geldschöpfungsrecht sind tatsächlich „das System“ – und wer es erhalten möchte, muss die Banken erhalten.

Auf diese Weise werden die Schulden auf die Schultern des Gemeinwesens verlagert - und dies noch nicht einmal zum Nutzen jener Häuslebauer, deren Hab und Gut dennoch durch Pfändung verloren ging, sondern zum alleinigen Nutzen der Banken. Allerdings: Dadurch wurde keine wirkliche Lösung des Problems erreicht, sondern nur ihre Verlagerung in eine ungewisse Zukunft. Zusätzlich zu den sowieso schon angehäuften Staatsschulden schlagen dem Gemeinwesen nun auch noch diese Summen zu Buche. Die Konsequenz liegt auf der Hand – und in genau dieser Phase befinden wir uns gerade: Die Staaten werden zahlungsunfähig und brechen mitsamt ihren Währungssystemen zusammen. Die einen früher, die anderen später – aber es trifft alle, ohne Ausnahme.

Was dann folgt ist ebenfalls absehbar:

Zunächst wird versucht, durch „sparen“ den Schuldenberg in Zaum zu halten. Leider geht dieses Sparen zu Lasten der Allgemeinheit: Leistungen des Staates werden gekürzt, die Infrastruktur verschlechtert sich, der Alltag der Menschen wird immer schwerer zu bewältigen, Armut greift um sich, früher oder später brechen Verteilungsämpfe und soziale Unruhen aus.

An dieser Stelle wird dann zunehmend Verwirrung um sich greifen – das schlimmste Gift der Krise, welches ab einem gewissen Punkt dann auch ganz gezielt durch Medien, Ideologen und Interessengruppen (von Krisenprofiteuren) propagiert wird. Bei diesem Gift handelt es sich vor Allem um die Ablenkung von der wahren Ursache der Krise, indem Sündenböcke gesucht, benannt und bekämpft werden. Schuld sind dann die „gierigen Banker“, die „korrupten Griechen“, die „marionettenhaften Politiker“, der „böse Euro“, die „schmarotzenden Arbeitslosen“, die „rücksichtslosen Kapitalisten“ und - nicht zuletzt - die Angehörigen eines anderen Volkes/einer anderen Religion. Es werden gezielt Feindbilder aufgebaut, auf dass die wahre Ursache der Krise nicht bewusst werde: das Schneeballsystem „Fiat-Geld“. Begleitet wird diese Entwicklung von einem zunehmend diktatorisch geprägten Staat, denn anders als durch Zwangsmaßnahmen lässt sich der Scheinfriede nicht wahren und die Masse lenken.

Je nachdem, wie erfolgreich diese Ablenkungsstrategien dann sind, mündet die Entwicklung in einen Bürger- oder gar Weltkrieg. Es wäre nicht das erste Mal, dass dies genau so geschieht: der zweite Weltkrieg ist genau auf diese Weise entstanden. Hinterher werden die Scherben dann von den Überlebenden eingesammelt, und eine neue Spielrunde mit denselben Regeln beginnt. Bis zum nächsten Mal.

 

Ganz konkret werden in den kommenden Jahren folgende Entwicklungen zu beobachten sein:

 

All das sind Begleitsymptome der Bemühungen gewisser Profiteure der Krise, das Ende dieses falschen Spiels möglichst lange hinauszuzögern um die Umverteilungsmaschine noch eine Weile am Laufen zu halten. Tatsächlich handelt es sich aber eben nur um eine Hinauszögerung des totalen Zusammenbruchs, unter Inkaufnahme der Tatsache, dass eine Verzögerung gleichzeitig eine Verschlimmerung der zwangsläufig eintretenden Konsequenzen bedeutet. Die Schraube (das System) wird einfach noch eine Windung weitergedreht bis sie endgültig bricht – anstatt dass sie sorgfältig herausgedreht und vorsichtig durch eine neue ersetzt wird. (Rein wissenschaftlich betrachtet handelt es sich hier um ein klassisches Beispiel für kollektive Dummheit - auch derjenigen, die meinen, alles liefe zu ihrem persönlichen Besten.)

Was dagegen nicht stattfinden wird, ist eine sachliche Diskussion über die wahren Ursachen, den realen, logischen Mechanismus, der hinter dieser ganzen Entwicklung steht (und es ist frappierend, wie sehr selbst in „seriösen“ Medien derzeit Symptome und Wirkungen der Krise beklagt werden, über die Ursachen aber so etwas wie ein Mantel des Schweigens gebreitet wird – abgesehen von irgendwelchen oberflächlichen, kurzlebigen Schuldzuweisungen (vgl. weiter oben)).

 

Das ist natürlich alles sehr unerfreulich, und es stellt sich jedem, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt, und der den Zusammenhang von Ursache und Wirkung begreift, zuallererst die Frage, wie er sich selbst angesichts dieser düsteren Aussichten verhalten sollte.

Zunächst ist nicht absehbar, über welchen Zeitraum sich der gesellschaftliche Niedergang bis zum Zusammenbruch erstrecken wird. Meine persönliche Schätzung liegt bei 3 bis 10 Jahren. Es kann aber auch schneller gehen oder länger dauern, je nachdem als wie leidensfähig und hypnotisierbar sich die Menschheit erweist – und die Deutschen haben ja bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass sie auch darin Spitzenklasse sind. Bekannt ist ja auch das Phänomen des Frosches, der in einem Topf Wasser sitzt, der ganz allmählich erwärmt wird: Ist die Erwärmung langsam genug, so begreift der Frosch die Situation erst dann als bedrohlich, wenn es schon zu spät ist, wenn also seine Körperfunktionen auszusetzen beginnen. Je länger sich dieser gesellschaftliche Niedergang hinzieht, desto undurchschaubarer wird er für die Menschen – und desto schlechter werden die Chancen, ihm entgegenzuwirken.

Was der Einzelne jetzt aber ganz konkret tun kann und tun sollte, ist, sich zunächst einmal persönlich auf diese kommende, schwierige Zeit vorzubereiten - auch in langfristigen Zeiträumen gedacht.

 

Die eine Art der persönlichen Vorbereitung betrifft die ganz konkrete materielle Überlebensvorsorge. Fragen wie die folgenden muss dabei jeder für sich selbst möglichst gründlich beantworten und entsprechend handeln:

Usw..

Wichtig ist, dass man sich im Klaren darüber ist, dass womöglich eine radikale Änderung der eigenen Lebensumstände eintreten wird, und dass Vorsorge getroffen werden kann und muss, um dieser Änderung nicht zum Opfer zu fallen. Je konkreter und detaillierter diese Vorbereitung vorgenommen wird, desto besser trägt sie.

 

Die zweite und mindestens ebenso wichtige Art der Krisenvorsorge ist die psychische Vorbereitung:

Wer sich mit offenen Augen durch den Alltag bewegt, vorurteilslos die Fakten untersucht und dabei Erkenntnisse gewinnt, wird bei dem Versuch, sich seiner Umwelt (Familie, Freunde usw.) mitzuteilen, sehr bald feststellen, dass derartige Themen ziemlich verpönt sind, dass sie verschwiegen und unter den Teppich gekehrt werden als wären es Peinlichkeiten. Er wird auch feststellen, dass jeder noch so kleine Strohhalm, der die Krise verharmlost, hochgehalten wird, dass dagegen jede „unbequeme“ Aussicht zunächst einmal als Panikmache abgetan wird – bis hin zur persönlichen Diskreditierung als „anstrengender Idiot“, „Nestbeschmutzer“ und „Spinner“. Er wird dann auch sehr bald das Gefühl in sich verspüren, in einer Gesellschaft von Zombies zu leben, die nicht lebendig genug sind um hinzuschauen, sondern die allzu bereitwillig in einer Scheinwelt leben, in der Dinge nicht vorkommen, die nicht sein dürfen: Wie immer sind Angst und Bequemlichkeit die zwei großen Antriebskräfte der meisten Menschen.

An diesem Punkt setzt dann so etwas wie ein Schreck ein: Die Erkenntnis, dass bislang als „intelligent“ und „aufgeschlossen“ erlebte (nahestehende) Mitmenschen nicht sehen wollen, was mit ihnen passiert, und sich lieber selbst belügen, als den Dingen ins Auge zu sehen, lässt eine Welt zusammenbrechen – verbunden mit einem Gefühl der Verzweiflung und Vereinsamung. (Dieser Moment ist z.B. äußerst eindrucksvoll im Film „Matrix“ dargestellt, als der Hauptcharakter Neo sich für die „Wahrheitspille“ entscheidet, und unter sehr großen Schmerzen die wahre Situation erkennt). An diesem Punkt kann man dann tatsächlich persönlich zerbrechen, denn man sieht schreckliches, ohne dass eine Lösung zu erkennen wäre. Man wünscht sich dann womöglich in die sanfte Blasenwelt der Verlogenheit zurück – aber das ist nicht mehr möglich, denn die Wahrheit ist klar und scharf - und wer einmal ihren Geschmack kennt, könnte ihn nur unter größten Verbiegungen wieder auszublenden versuchen. (Übrigens wissen die meisten Menschen instinktiv um diesen Punkt, weshalb sie ihm ja ebenso instinktiv aus dem Weg gehen.)

Worauf es also ankommt, ist, den Ernst der Lage zu erkennen, ohne deshalb die Freude am Leben zu verlieren, ohne zu verzweifeln, ohne zu verbiestern. In gewisser Weise hilft es, die aktuelle Entwicklung wie eine Naturkatastrophe zu begreifen (und streng genommen ist sie das ja auch, wenn man sieht, dass die Menschheit nicht viel anders als ein Heuschreckenschwarm agiert): Je früher sie erkannt wird, desto weniger Schaden wird sie anrichten. Außerdem hütet die Erkenntnis der „Natürlichkeit“ dieser Krise davor, sie als persönlichen Affront zu nehmen, indem man sich nicht von der vermeintlichen Böswilligkeit gewisser Akteure emotional vergiften lässt. Diese Emotionalität würde nämlich der Verwirrbarkeit Tür und Tor öffnen – was dann letzten Endes alles nur noch schlimmer macht.

Eine Krise ist eine Krise. Mehr nicht. Sie hat konkrete Ursachen, stellt eine Bedrohung dar und findet auf die eine oder andere Weise eine Lösung. Dem, der in ihrem Angesicht seiner Vernunft folgt (und damit ist der Mut zur Wahrheit gemeint), wird sie am wenigsten anhaben können. Folglich besteht die psychologische Vorbereitung vor Allem in der Kultivierung dieses Mutes.

 

Berlin, 16.07.2010

 

Anmerkung: Dieser Text unterliegt ausdrücklich nicht dem Urheberrecht, sondern darf nach Belieben vervielfältigt, verbreitet, verlinkt, übersetzt und zitiert werden.


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